TEACCH Klettmappen stellen in unserer Arbeit in der Schule einen zentralen Baustein dar. Inzwischen haben diese einen festen Platz in unserer vorbereiteten Umgebung, da sich der TEACCH-Ansatz sehr gut in der Montessori-Pädagogik wiederfindet.
TEACCH bedeutet Treatment and Educaton of Autistic and related Communication handicapped CHildren. Übersetzt: Umgangsweise und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder. Es wird von den kognitiven Besonderheiten von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ausgegangen und die Umweltbedingungen hinsichtlich dieser Besonderheiten modifiziert.
Grundannahmen und Konsequenzen nach TEACCH
Nach Ursula Braun ist die Basis für gezieltes Lernen, Handeln und Kommunizieren das Verstehen von Situationen und von Abläufen. Dabei werden Situationen, Abläufe und verbale Informationen von Menschen mit ASS oft ausreichend verstanden, sofern visuelle Informationen und Strukturierungen gegeben sind. Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass der Alltag klar strukturiert und visualisiert werden muss, sodass Vorhersagbarkeit, Sicherheit und selbstständige Handlungsmöglichkeiten gegeben sind.
Dies ermöglicht natürlich kein standardisiertes Material. Material im TEACCH-Ansatz muss individuell auf die Lebens- und Lernsituation des Kindes abgestimmt sein. Weitere Informationen und Erläuterung von Frau Braun zum TEACCH-Ansatz findet man auf der Webseite vom Bathildisheim.
Strukturierung
Die zuvor beschriebene Struktur lässt sich in folgende Bereiche aufteilen und soll Antworten auf die folgenden Fragen geben (Quelle: bathildisheim.de):
Strukturierung von Raum: Wo soll ich mich aufhalten? Wo befinden sich Dinge?
Praktisch lässt sich dies durch Abgrenzungen wie Regale, Raumteiler oder Vorhänge realisieren. Markierungen von bestimmten Bereichen können durch Teppiche oder durch die Verwendung der gleichen Farben erfolgen. Besonders wichtig sind bei der Strukturierung des Raumes Abbildungen, Piktogramme und Fotos. Aber auch das Material an sich kann einen Raum strukturieren. So können einzelne Regale für bestimmte Fächer oder eine Leseecke gestaltet werden.
Strukturierung von Zeit: Was kommt auf mich zu und wann passiert etwas?
Besonders wichtig ist die Kennzeichnung von Anfang, Ende und Dauer sowie die Abfolge eines Ereignisses. Dazu können beispielsweise METACOM-Symbole zum Einsatz kommen, um eine sogenannte Erst-Dann-Stukturen, aber auch Stunden-, Tages- und Wochenstrukturen zu erstellt. Die Visualisierung der Zeit kann über Sanduhren oder den TimeTimer* erfolgen.
Strukturierung von Alltagshandlungen und Arbeitsaufgaben: Welche Handlung soll ich erledigen und in welcher Reihenfolge? Wie soll ich eine Aufgabe erledigen und mit dem Material umgehen?
Um die Übersicht über die anstehenden Aufgaben zu ermöglichen, können Aufgabenkörbe oder Regale genutzt werden. Dieser zentrale Bereich ist wichtig, da die Schüler*innen verstehen sollen, in welcher Reihenfolge etwas getan werden soll. Dazu können die Arbeitsschritte bebildert, mit METACOM-Symbolen oder Listen zum Abhaken versehen werden. Auch die Organisation des Arbeitsplatzes und des Materials ist von großer Bedeutung.
Um Arbeitsaufgaben eine innere Struktur zu geben, können TEACCH Kistenaufgaben oder TEACCH Klettmappen erstellt werden.
TEACCH Kistenaufgaben sind Aufgaben, die in einer Kiste oder einem Schuhkarton bearbeitet werden. So können beispielsweise Gegenstände in entsprechende Öffnungen gesteckt werden. Dazu müssen lediglich verschiedene Löcher in den Schuhkarton geschnitten werden. In unserer Lerngruppe haben wir Kistenaufgaben in kleinen Holzkisten für den lebenspraktischen Bereich. Zum Beispiel werden mit LEGO-Steinen Muster nachgebaut. Dabei ist ein Bild des entsprechenden Musters als Vorgabe in der Kiste und die benötigten LEGO-Steine. So ist eine Eindeutigkeit gegeben.
Besonders häufig in der schulischen Umgebung sind die sogenannten TEACCH Klettmappen. Dabei haben diese Aufgaben eine Struktur, die eine eindeutige Zuordnung der Karten in Schreibrichtung von links nach rechts ermöglicht. Die Fehlerkontrolle erfolgt durch die Zuordnung aller Karten und der Lösungsansicht auf dem Deckel der Mappe.
Einüben von Routinen: Wie gehe ich mit problematische Situationen um?
Da Routinen die Arbeitsabläufe und Handlungen erleichtern, sollten diese visualisiert und ermöglicht werden. Dabei ist wichtig, dass immer von links nach rechts und von oben nach unten gearbeitet werden kann. Auch das Abhaken nach der Arbeit bietet die Möglichkeit eines Abschlusses. In diesem Bereich sind individuelle Rituale und Absprachen von großer Bedeutung.
Lernmaterialien als „Schlüssel zur Welt“
Das Material ist der zentrale Baustein in der Montessori-Pädagogik. In der Freiarbeit sollen die Kinder sich selbstständig mit dem Material beschäftigen und dieses auswählen. Dazu muss das Material die folgenden Materialkriterien erfüllen:
- Isolation der Schwierigkeit
- Ästhetik
- Begrenzung
- Aktivität
- Fehlerkontrolle
Zusätzlich zur Beurteilung der Eignung des Montessori-Materials werden die folgenden Kriterien nach Michael Klein-Landeck ergänzt:
- Haltbarkeit
- Sachgerechtigkeit
- Wissenschaftlicher Charakter
- Position auf einem Kreuzpunkt
TEACCH Klettmappen und die Montessori Materialkriterien
Bei der Isolation der Schwierigkeit geht es primär um die Eindeutigkeit des Materials. Für Montessori war es von größter Bedeutung, dass in jedem Material nur eine Schwierigkeit für den Bearbeiter enthalten ist, sodass nicht vom eigentlichen Ziel abgelenkt werden soll. TEACCH Klettmappen sind eindeutig in der äußeren Struktur und lenken auf das eigentliche inhaltliche Ziel, da die Bearbeitung immer nach dem selben Muster erfolgt.
Die Ästhetik spielt ebenfalls eine große Bedeutung. Ansprechendes, motivierendes, vollständiges und sauberes Material erhöht die Wertschätzung für die Arbeit mit dem Material und das Material als solches. Im Gegenzug dazu gehen die Kinder pfleglicher damit um. Die TEACCH Klettmappen bieten eine ansprechende Gestaltung der inhaltlichen Arbeit. Dabei ist es wichtig, dass die Karten und Strukturen in den Mappen klar und sorgfältig gestaltet sind.
Bei der Begrenzung handelt es sich um eine bewusste pädagogische Entscheidung auf verschiedenen Ebenen. Neben der Begrenzung des Arbeitsplatzes durch den Tisch oder einen Teppich soll jedes Material nur einmal vorhanden sein und einen festen Platz haben. Durch die äußere Ordnung gelangt das Kind zu einer inneren Ordnung. Die TEACCH Klettmappen erfüllen dieses begrenzende Kriterium, da das Material in sich eine gewisse Bandbreite an Aktivitäten hat und so zu einer inhaltlichen Begrenzung führt.
Ein weiteres Kriterium ist die Aktivität. Das Kind vollzieht handelnd selbsttätig. Die Mappen ermöglichen das Lernen durch Aktivität und können an den Lernstand des Kindes angepasst werden.
Die Fehlerkontrolle dient der Selbstkontrolle, auch unabhängig von Erwachsenen. Die TEACCH Klettmappen haben eine selbstständige integrierte Kontrolle durch das Ankletten aller Karten und dem Lösungsblatt auf dem Deckel.
Zusätzlich ist die Haltbarkeit des Materials wichtig. Es ist wichtig, dass das Material immer wieder eingesetzt werden kann. Im Gegensatz zu Arbeitsblättern können die Klettmappen immer wieder verwendet werden. So ist auch eine Wiederholung der Aufgabe mit dem gleichen Material möglich. Bei der Erstellung der Mappen ist auf die Sachgerechtigkeit und den wissenschaftlichen Charakter zu achten. Die Inhalte der Mappen müssen auf dem aktuellen Stand sein, Inhalte richtig und objektiv dargestellt werden. Sie müssen logisch sein, sodass die Reihenfolge eindeutig zu identifizieren ist. Die Position auf einem Kreuzpunkt meint, dass die selbstständige Orientierung in der vorbereiteten Umgebung ermöglicht werden muss. Die TEACCH Klettmappen müssen anderen Materialien zugeordnet werden können und im Regal entsprechend angeordnet werden. Zum Beispiel sollten zunächst die geometrischen Körper eingeführt und bearbeitet worden sein und dann Mappen als aufbauendes Material im Schrank dazu eingeordnet werden.
Materialliste für TEACCH Klettmappen
Die praktische Erstellung der TEACCH Klettmappen setzt lediglich die folgenden Materialien voraus:
Zunächst wird auf die rechte Innenseite die laminierte Lösungsseite mit doppelseitigem Klebeband befestigt. Darauf wird dann selbstklebendes Klettband befestigt. Auf der linken Innenseite wird der entsprechend andere Teil des Klettbands für die laminierten Kärtchen geklebt, die ebenfalls mit einem Stück Klettband darauf angeordnet werden. Auf die Außenseite wird dann die Fehlerkontrolle befestigt.